August Adolf                           Herder

Ludwig Follen

1794 – 1855                                        Urheil’ge Sage, von des Aufgangs Schwelle,

bis sich zum Lebensbaum das Kreuz erschwang;

der Märt’rer Palmkranz; was, wie Geistersang,

empor tönt’ aus des Mönchs einöder Zelle;

 

Was freudig aus der Phidas’ und Apelle,

und hoher Dichter, Hand und Mund entsprang;

Windharfen-Töne, so Gefühltes Drang

dem Volk entriß in kunstlos reger Welle;

 

Was Menschen-Herz je rührte, schön und tief

- Natur, Geschichte, Wissen, Geist der Musen -,

seit durch das Chaos Gott sein Werde rief;

 

Dies endlos weite, gotterfüllte All:

es fand in Einem liebevollen Busen

willkommen Raum und reinen Widerhall.

 

 

 

 

 

 

 

August Adolf                           Hommge à l’auteur du poëme: Spartacus

Ludwig Follen

1794 – 1855                                       

Welch ungewöhnter Schmerzenszwang im Ohr!

Hab’ ich’s verkältet in des Nordwinds Zuge? –

Berührt es mir, im panmelod’schen Fluge

Ein Starmatz-, Raben-, Kräh’n- und Atzelchor?

 

Ob irgendwo ein altes Kellertor

Mit Greinen knarrt’ und barst aus Schloss und Fuge?

Ach nein! die - - Verse sind’s – von Arnold Ruge,

Womit die Freiheitshuldin Er beschwor!

 

Wer sang, wie Er, der Freiheit Dur und moll, o?

Wer schlachtete so reich, mit dem Aplombe

Den Grazien, den Musen, dem Apollo?

 

Im Krampf, bei Seines „Sparta-Kusses“ Trombe

Verschieden Fräulein Lund und Milanollo

Nebst andrer Nachtigallen Hekatombe!

 

 

 

 

 

 

August Adolf                           Abschied von den Ultramontanen

Ludwig Follen                        Vorahnung aus dem Jahre 1838

1794 – 1855                                       

„Leb’ wohl, Italias runzelnde Kamöne!

Denn Neumarkt werden wir vor Nacht erreichen“

O eitle Hoffnung, trügerische Zeichen!

Welsch waren Küch’ und Zeche, welsch die Schöne.

 

Früh steh’n wir auf. Doch Neumarkts Römersöhne

Und –töchter ruhten noch – auf tausend Leichen,

Die jeder lässt, der schlafen will, erbleichen;

-Da, horch! welch dumpf und mystisches Gestöhne?

 

Und staunend sehn wir, auf schwarzen Beinchen

In Morgenandacht wackelnd, ganz alleinchen

Zur offnen Kirche zieh’n ein – feistes Schweinchen.

 

Da ahnten wir, dass auf der teuren Erde

Die Prophezeihung bald erfüllet werde:

„Es wird ein Hirte sein und eine Herde!“