1794 – 1855 Urheil’ge Sage, von des
Aufgangs Schwelle,
bis sich zum Lebensbaum das
Kreuz erschwang;
der Märt’rer Palmkranz; was,
wie Geistersang,
empor tönt’ aus des Mönchs
einöder Zelle;
Was freudig aus der Phidas’
und Apelle,
und hoher Dichter, Hand und
Mund entsprang;
Windharfen-Töne, so Gefühltes
Drang
dem Volk entriß in kunstlos
reger Welle;
Was Menschen-Herz je rührte,
schön und tief
- Natur, Geschichte, Wissen,
Geist der Musen -,
seit durch das Chaos Gott sein
Werde rief;
Dies endlos weite,
gotterfüllte All:
es fand in Einem liebevollen
Busen
willkommen Raum und reinen
Widerhall.
1794 – 1855
Welch ungewöhnter
Schmerzenszwang im Ohr!
Hab’ ich’s
verkältet in des Nordwinds Zuge? –
Berührt es mir, im
panmelod’schen Fluge
Ein Starmatz-,
Raben-, Kräh’n- und Atzelchor?
Ob irgendwo ein
altes Kellertor
Mit Greinen knarrt’
und barst aus Schloss und Fuge?
Ach nein! die - -
Verse sind’s – von Arnold Ruge,
Womit die
Freiheitshuldin Er beschwor!
Wer sang, wie Er, der Freiheit
Dur und moll, o?
Wer schlachtete so reich, mit
dem Aplombe
Den Grazien, den Musen, dem
Apollo?
Im Krampf, bei Seines
„Sparta-Kusses“ Trombe
Verschieden Fräulein Lund und
Milanollo
Nebst andrer Nachtigallen
Hekatombe!
1794 – 1855
„Leb’ wohl, Italias runzelnde
Kamöne!
Denn Neumarkt werden wir vor
Nacht erreichen“
O eitle Hoffnung, trügerische
Zeichen!
Welsch waren Küch’ und Zeche,
welsch die Schöne.
Früh steh’n wir auf. Doch
Neumarkts Römersöhne
Und –töchter ruhten noch – auf
tausend Leichen,
Die jeder lässt, der schlafen
will, erbleichen;
-Da, horch! welch dumpf und
mystisches Gestöhne?
Und staunend sehn wir, auf
schwarzen Beinchen
In Morgenandacht wackelnd,
ganz alleinchen
Zur offnen Kirche zieh’n ein –
feistes Schweinchen.
Da ahnten wir, dass auf der
teuren Erde
Die Prophezeihung bald
erfüllet werde:
„Es wird ein Hirte sein und
eine Herde!“